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Landesanstalt für Kommunikation gibt grünes Licht

Stuttgarter Zeitung, 14. Februar 1996

Lizenz für ein Radioprogramm ohne Reklame
Freies Radio Stuttgart von Mai an auf dem Kanal 97,2 zu hören - Kein Sendeplatz für Hithouse Radio

Im Radio gibt es künftig einen werbefreien Kanal. Auf der begehrten Frequenz 97,2 darf der Verein Freies Radio Stuttgart senden - nicht das konkurrierende Hithouse Radio. Das hat die Landesanstalt für Kommunikation am Montag entschieden.

Der Kanal ist für ein nichtkommerzielles Programm reserviert. 13 Programmanbieter hatten sich um den Sendeplatz beworben, darunter Kirchen, religiöse Gruppen und Ausländer, aber auch Firmen. Die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) hatte zunächst vor, den Kanal zu splitten. Neben dem von Jugendverbänden getragenen Verein Freies Radio Stuttgart (FRS) solltan auch das bei der letzten Lizenzvergabe ausgebootete Hithouse Radio sowie die Biblische Glaubensgemeinde, eine evangelische Freikirche, zum Zuge kommen. Im Medienrat der LfK fand sich dafür jedoch keine Mehrheit. Das Gremium favorisierte den Radioverein FRS. Er solle lediglich dem griechischen Unternehmer Georgios Baboulis ein Programmfenster einräumen. Diesem Konzept hat der LfK-Vorstand jetzt zugestimmt. Baboulis, früher am Stadtradio beteiligt, darf mittwochs von 20 bis 22 Uhr ein eigenes Programm ausstrahlen. Der Rest der Woche bleibt für FRS reserviert.

Nach Auskunft von Hans Dieterle, dem Chef der Grundsatzabteilung in der Medienbehörde, wird die Lizenzurkunde binnen 14 Tagen zugestellt. Die unterlegenen Konkurrenten können gegen die Entscheidung vom Montag allerdings Widerspruch einlegen. Das ist innerhalb einer Frist von vier Wochen möglich. Die LfK hat vorsorglich Sofortvollzug angeordnet. Doch auch dies ist anfechtbar.

Der Radioverein will im Mai auf Sendung gehen. Laut Vorstandsmitglied Joachim Stein wird das Studio demnächst in der Senefelderstraße eingerichtet. Die alternativen Radiomacher werden als Untermieter im Zentrum der Jungsozialisten einziehen. Für die Studioneinrichtung müsse der Verein zwischen 25 000 und 80 000 Mark investieren, schätzt Stein. Er rechnet mit Zuschüssen von der LfK Die Behörde werde außerdem für mehrere Jahre die Telekomgebühren übernehmen.

Nach Auskunft von Joachim Stein gibt es auf dem Kanal 97,2 zunächst kein Vollprogramm rund um die Uhr. Auch Radio Dreyeckland, Vorbild der alternativen Rundfunkszene, sende nur 19 Stunden täglich, sagte Stein im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung". Geplant sei eine Vernetzung der freien Radios im Land mit einem gemeinsam produzierten Nachtprogramm. Der Stuttgarter Radioverein will sein nichtkommerzielles Programm mit freiberuflichen Redakteuren und drei bis vier festangestellten Technikern bestreiten. Diese würden über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen finanziert, sagte Vorstandsmitglied Stein.

Das reklamefreie Radio wird nur von einem begrenzten Zuhörerkreis zu empfangen sein. Die Sendeleistung beträgt 100 Watt. Eine Testsendung im Sommer hat nach Angaben des Radiovereins ergeben, daß das nichtkommerzielle Programm lediglich im Stadtzentrum störungsfrei übertragen wird. Laut LfK wird das Programm allerdings auch in das Stuttgarter Kabelnetz eingespeist.