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27.08.2014 17:00 Uhr Humanismus & Aufklärung (eingestellt)

Sendungstitel
Interview mit einem Ex-Evangelikalen
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Christlicher Fundamentalismus?

Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in New York denken wohl die meisten Menschen bei dem Begriff „Fundamentalismus“ an islamistische Terroristen: an Selbstmordattentäter, an „Heilige Krieger“ im Namen Allahs. Doch Fundamentalismus bedeutet zunächst einmal, kompromisslos nach bestimmten religiösen oder politischen Grundsätzen zu leben. Fundamentalisten halten ihre Form des Glaubens oder ihre Ideologie für die einzig richtige und einzig wahre. Deshalb wollen sie ihren Glauben oder ihre Idee verbreiten – einige auch mit Gewalt. Das heißt aber nicht, dass alle Fundamentalisten gewalttätig oder gewaltbereit sind.

Ursprünglich stammt der Begriff „Fundamentalismus“ aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Ende des 19. Jahrhunderts veränderten Industrialisierung und wissenschaftliche Errungenschaften das Land. Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Liberalisierung christlicher Gemeinden. Die Anhänger der protestantischen Erweckungsbewegung verurteilten diese Entwicklung scharf: Das Fundament ihres Glaubens, die unfehlbare Bibel, sollte nicht angetastet werden. Deshalb protestierten sie gegen liberale Theologen und gegen wissenschaftliche Erkenntnisse, die ihrem Glauben widersprachen. Diese christliche Bewegung stellte dann ihre Grundprinzipien auf, die sogenannten „Fundamentals“. Sie verlangten darin unter anderem die uneingeschränkte Anerkennung der Unfehlbarkeit der Bibel, der Jungfrauengeburt Jesu, seines stellvertretenden Sühnetodes, der leiblichen Auferstehung und der Wiederkunft Christi.

Auch heute richten viele Christen ihr Leben streng an den Regeln ihrer „Heiligen Schrift“ aus. Sie glauben an die ewige und alleinige Gültigkeit der Bibel. Sie ist die Basis ihres Lebens, das Fundament ihres Handelns. Die Bibel gilt als „gewissmachende Wahrheit“, „ohne Irrtum“ und mit „völliger Zuverlässigkeit und höchster Autorität“. Eine historisch-kritische Auslegung lehnen sie ab. Homosexualität gilt deshalb als Sünde. Sex vor der Ehe ist verpönt. Fundamentalistische Christen lehnen andere Religionen ab, Nicht- und Andersgläubige wollen sie bekehren. Gott ist für sie der Schöpfer von Mensch und Natur, viele stellen deshalb die Evolutionstheorie in Frage. Der Glaube an Wunder und Heilungen allein durch Gott ist weit verbreitet.

In einigen fundamentalistischen Gemeinschaften fühlen sich die Leiter durch Gott berufen, verlangen Gehorsam und unermüdlichen Einsatz. Sie kontrollieren, fordern und drohen. Zweifel und Kritik werden als dämonisch gewertet, als Zeichen des Bösen. Die Gläubigen leben isoliert, Kontakt mit der Außenwelt ist nicht erwünscht. Doch Fundamentalismus beginnt für uns nicht erst dort, wo Machtmissbrauch, Kontrolle und strenge Hierachien den Gemeindealltag bestimmen. Wir definieren ihn über das Bibelverständnis.

Mehr dazu in:
Lambrecht, Oda / Baars, Christian: Mission Gottesreich. Berlin 2009

Weitere Informationen

Regionalgruppe Stuttgart der Giordano-Bruno-Stiftung

Giordano-Bruno-Stiftung

Youtube - GBS-Stuttgart/Mittlerer Neckar

Evangelikale in Deutschland (Buchtipp)

Eine Ausgabe der Sendung Humanismus & Aufklärung (eingestellt).

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