Direkt zum Inhalt
Bild
Header Hochdrucklautsprecher vor Bäumen

"Die Lust am Radiomachen"

Stuttgarter Zeitung, 7. Oktober 2011

Stöckach. Vor 18 Jahren ist der Förderverein für das Freie Radio Stuttgart gegründet worden. Vor 15 Jahren ging die erste Sendung über den Äther.
Von Claudia Leihenseder

Bunt sind sie, die Macher des Freien Radios für Stuttgart. Ihr Programm ist es auch. Sie kommen aus vielen Ländern. Und eines ist ihnen gemein: Sie alle haben ein Mitteilungsbedürfnis und große Lust am Radiomachen.

Elena Maslovskaya ist seit neun Jahren dabei. Die Russin geht ein Mal im Monat auf Sendung. "Unsere meisten Sendungen sind auf Deutsch", sagt Maslovskaya über ihr deutsch-russisches Magazin. Darin lädt sie Musiker, Schriftsteller und andere Künstler ein, die in Deutschland auf Tournee sind. Außerdem bietet Elena Maslovskaya an anderen Tagen einen Überblick über die sowjetische Musik von den 30ern bis in die 70er Jahre.

Die Russin ist seit 1995 in Deutschland, vor zwölf Jahren hat sie in Stuttgart einen Arbeitsplatz gefunden. Über eine Freundin ist sie dann zum Freien Radio für Stuttgart gekommen. "Als ich angefangen habe, gab es hier nur ein Community-Radio in der Muttersprache", erzählt sie. Mit ihrer Sendung will Maslovskaya das kulturelle Leben im Osten und auch die Balkanmusik bekannter machen.

Dass sie das tun kann, ist der Ausrichtung des Freien Radios zu verdanken: Als nichtkommerzieller Lokalsender wird mit den Sendungen kein Geld verdient, es läuft auch keine Werbung. Und alle arbeiten in ihrer Freizeit ehrenamtlich am Programm. Getragen wird das Radio von einem Verein, dem Förderverein für das Freie Radio Stuttgart. Wer mitmachen und auf Sendung gehen möchte, muss drei Menschen zusammentrommeln und sein Konzept einem Gremium vorstellen. Dann kann es losgehen. Zu hören gibt es die unterschiedlichsten Sendungen: Die eritreische Redaktion kümmert sich um Nachrichten aus der Heimat. "Du läufst niemals alleine" ist eine Fußballsendung mit mal mehr, mal weniger Musik - der Schwerpunkt liegt auf den Amateurligen Stuttgarts.

Um Musik geht es für Matthias Häußer mit seiner wöchentlichen Sendung am Freitagabend. Bei Häußer steht ausschließlich Ska auf dem Programm - eine Musikrichtung, die an Reggae angelehnt ist, aber ihren ganz eigenen Stil hat. Der Titel der Sendung: File under Ska. "Wir verstehen uns als Musikmagazin", sagt Häußer. In der Sendung werden Bands vorgestellt, die in Stuttgart auftreten. "Der Fokus liegt auf lokalen Bands", sagt der Familienvater. Auf die Idee, eine eigen Ska-Sendung im Radio zu machen, ist der Stuttgarter bei einem Urlaub in Australien gekommen, als er auf eine solche Sendung im dortigen Radioprogramm aufmerksam wurde. Zurück zu Hause entdeckte er schließlich einen VHS-Kurs des Freien Radios. Seine Sendung ist seit 2003 regelmäßig zu hören.

Auch Daiana Maties geht seit fünf Jahren regelmäßig auf Sendung, seit vergangenen November hat sie ihre eigene Redaktion. Das Motto der Rumänin: "Neutral und offen - und die Menschen sollen im Mittelpunkt stehen." Jeden zweiten Donnerstag begrüßt sie rumänischstämmige Gäste im Studio an der Rieckestraße. Die Moderation läuft mal auf Deutsch, mal auf Rumänisch. "Ich versuche Kontakte zwischen den Menschen herzustellen", sagt Maties. Und mit dem Medium Radio mache das besonders viel Spaß.

Frequenz Wer zuhören möchte, kann dies auf der Frequenz 99,2 MHz über Antenne, auf 102,1 MHz über Kabel oder im Internet unter www.freies-radio.de tun.