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Drei Nachwuchsmoderatoren und ihr großer Schatz

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Stuttgarter Zeitung, 6.6.2014
Text und Foto: Wenke Böhn

Drei Nachwuchsmoderatoren und ihr großer Schatz

S-Nord – Die Trophäe wird gehütet wie ein Schatz. Für die Jugendlichen Leonard Wohlfarth, Julius Keinath und Hendrik Ströhle ist sie mehr als nur ein transparentes Rechteck auf metallenem Sockel. Die 16- und 17-Jährigen stimmen sich genau ab, wer den Medienpreis der Landesanstalt für Kommunikation (LFK) wann und für wie lange haben darf. Und mit aufs Foto muss ihre Auszeichnung natürlich auch. „Es ist einer der bedeutendsten journalistischen Preise hier im Südwesten“, sagt Julius und strahlt. Für die „Spurensuche“ im Freien Radio im Stöckach haben die Nachwuchsmoderatoren die Weißenhofsiedlung ergründet, mit Bewohnern gesprochen und ihre Eindrücke geschildert - so locker, wie sie es auch bei ihrer Sendung „Mikrowelle“ machen.

Schon die Nominierung für den Preis hatte das Trio fast von den Füßen geholt. „Ich habe das Pling von der Mail gehört, reingeschaut und nur gedacht: Da werd‘ ich mich morgen sowas von drüber freuen“, erzählt Leonard, der mit 16 Jahren der Jüngste ist. Als sie den Saal mit rund 1000 Zuschauern im Apollo-Theater betraten, waren sie froh, redegeübt zu sein. Unvergesslich bleiben wird ihnen aber wohl vor allem der Moment, als ihr Beitrag und der von UniWelle Tübingen als Gewinner in der Kategorie der Nichtkommerziellen aufleuchteten. „Wir haben laut geschrien und uns umarmt“, sagt Hendrik. Von den Juroren gab es ein dickes Lob: „Ein sehr gut recherchierter und gebauter Beitrag mit vielfältigen und interessanten O-Tönen.“

Die jungen Autoren haben auch mit Anwohnern gesprochen

Die Jungs, die das Wirtemberg-Gymnasium und das Gottlieb-Daimler-Gymnasium besuchen und sich als „eingespieltes Team“ bezeichnen, haben die Mustersiedlung von 1927 nicht nur von außen unter die Lupe genommen, sie haben auch in eine Wohnung geschaut und gefragt, wie es sich im Baudenkmal wohnt. „Es ging uns nicht so sehr um die historischen Fakten, sondern ums Lebensgefühl“, erklärt Hendrik.

Fazit des Trios: Die große Offenheit der Wohnungen war damals bahnbrechend und ist heute zum Teil noch modern. Aber so konsequent umgesetzt wie in den Räumen des niederländischen Architekten Mart Stam hat sie auch Nachteile. Wer einzieht, muss sich mangels Stellwänden von einigen Möbeln und Sachen trennen, und Rückzugsräume sind rar.

Die Zukunft des Projekts ist zurzeit unsicher

Der Beitrag war Teil der Reihe „Spurensuche“, die das Freie Radio für Stuttgart und der interkulturelle Medienverein Multicolor angeboten hat. „Die Jugendlichen sollten das Radio kennenlernen, Stuttgart erkunden und crossmedial arbeiten“, erklärt der Koordinator Jörg Munder das Konzept. Mehr als 20 Teenager unterschiedlicher Herkunft hätten bei dem von „Zukunft der Jugend“ geförderten Programm mitgemacht.

Bislang sind sieben Beiträge entstanden, berichtet die zweite Koordinatorin, Elena Maslovskaya. Sie reichen von der Waldorfschule und russischen Spuren über das Schweinemuseum bis hin zur Stadtbibliothek und zur Seilbahn. Die Teile sollen bald auch im Internet abrufbar sein.

Unsicher ist die Zukunft des Projekts, denn die Finanzierung läuft in Juni aus. „Wir haben Verlängerung beantragt“, sagt Maslovskaya. Noch hat „Zukunft der Jugend“, sprich das Jugendamt der Stadt, kein grünes Licht gegeben. Munder betont: „Wir hoffen, dass der Preis hilft.“

Artikel in der StZ online