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02.07.2019 09:00 Uhr Morgenlatte – Theoriegewichse vom Feinsten (eingestellt)

Stunde 1

Simon Sutterlütti: Kapitalismus aufheben - Eine Einladung, über Utopie und Transformation neu nachzudenken.

Der Weg zu einer herrschaftsfreien Gesellschaft scheint verstellt. Vorstellungen von Reform und Revolution und die hoffnungsvollen Utopien,Sozialismus und Kommunismus, sind für viele verloren. Ist der Raum der Hoffnung also verschlossen? Mithilfe zweier neuer Theorieansätze möchte Simon Sutterlütti, gemeinsam mit Stefan Meretz Autor des Buches «Kapitalismus aufheben. Eine Einladung, über Utopie und Transformation neu nachzudenken», diesen Raum wieder öffnen: Während die kategoriale Utopietheorie versucht, Utopie als Raum menschlich-gesellschaftlicher Möglichkeiten zu begreifen, rückt die Aufhebungstheorie den Aufbau neuer gesellschaftlicher Formen in das Zentrum der Transformation. Die kategoriale Utopietheorie entwirft kein plausibles Bild einer Utopie, sondern untersucht die grundsätzlichen Möglichkeiten gesellschaftlicher Entwicklung. Bei der Aufhebungstheorie wiederum geht es weniger um die Frage, wie wir politisch-staatliche Macht gewinnen können, sondern darum, wie sich überhaupt freie Formen der Vergesellschaftung herausbilden. Denn eine freie Gesellschaft entsteht weder spontan, noch ist sie Ergebnis eines Entwurfs am Reißbrett. Sie kann nur von sich befreienden Menschen selbst geschaffen werden.

Der Vortrag nimmt die Utopie in den Fokus, während der Workshop am nächsten Tag die Transformation ins Zentrum rückt.

Simon Sutterlütti ist Soziologe, aktiv im Commons-Institut und bei der Gruppe 180grad und zusammen mit Stefan Meretz Autor des 2018 erschienen Buches Kapitalismus aufheben. Eine Einladung, über Utopie und Transformation neu nachzudenken (VSA-Verlag / Rosa-Luxemburg-Stiftung).

Veranstaltung in Kooperation mit der AG Commons der Solidarischen Landwirtschaft Stuttgart , der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württtemberg und Emanzipation und Frieden

Stunde 2

Widersprüche. Was kann Science Fiction heute leisten?

Vortrag und Lesung aus einem unveröffentlichten Romanmanuskript

von Marcus Hammerschmitt

An der Science Fiction zerren derzeit verschiedene ideologische, kulturelle und stilistische Kräfte, und viele Autorinnen und Autoren schwanken zwischen widersprüchlichen Befindlichkeiten. Sie staunen darüber, dass die Realität mit Vorliebe die dümmsten und gefährlichsten SF-Ideen der Vergangenheit zu verwirklichen scheint. Auf diese Weise von der Wirklichkeit überholt zu werden, hat die Science Fiction kalt erwischt. Aber gleichzeitig wird die Utopie wieder attraktiver. All das Schreckliche, was uns umgibt und was man sich noch ausdenken kann, bringt auch Chancen mit, wie sie die Science Fiction lange nicht zu träumen wagte – im medizinischen, technologischen, sogar im gesellschaftlichen Bereich. Die Abschaffung der Lohnarbeit ist diskutabel geworden. Das Ende der Malaria scheint in Griffweite gerückt zu sein. Zusammen mit der Gefahr des ungebremsten Untergangs steht plötzlich wieder die Machbarkeit des Paradieses auf der Tagesordnung – wenn auch die Veteranen der SF über manchen naiven Plan nur den Kopf schütteln können. Aber das Genre ist auch gut mit sich selbst beschäftigt: Science Fiction aus Afrika tritt auf den Plan (z.B. Nnedi Okorafor), SF von chinesischen oder chinesischstämmigen Autoren (Cixin Liu, Ken Liu, Ted Chiang) ist schon länger präsent – neue Stimmen sprechen und sie sagen nicht alle dasselbe. Reaktionäre in der Science Fiction? Hat es immer gegeben, und nicht zu knapp. Aber derzeit werden sie lauter, weil sie sehen und spüren, dass die Welt sich wirklich ändert. Was kann die Science Fiction in dieser Situation leisten? Setzt diese Frage nicht voraus, dass man sie zu ernst nimmt?

Marcus Hammerschmitt, geb. 1967 in Saarbrücken. Lebt heute in Tübingen. Schriftsteller, Journalist, Fotograf. Seit der Entdeckung von „Goldmanns Weltraum Taschenbüchern“ in der lokalen Bibliothek mit Science Fiction beschäftigt. Ist der Meinung, dass Science Fiction nicht durch Raumschiffe und Roboter definiert wird. Erster eigener Science-Fiction-Titel: Der Glasmensch, Suhrkamp Verlag, 1995. Jüngster Science-Fiction-Titel: H-Null (zuerst Verlag Das Beben, Berlin, 2014, jetzt als „H0″ Amazon E-Book, 2017). http://marcus-hammerschmitt.de/

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