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Header Hochdrucklautsprecher vor Bäumen

"Auch Plappermäulern bleibt mal die Stimme weg"

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Neckarblick vom 01. Juni 2006

Das Freie Radio für Stuttgart bringt in einem generationenübergreifenden Projekt mit dem "Mauga Nescht" Jung und Alt ans Mikrofon
Von Ulrike Koch

Hallschlag. Unter dem Motto "Funkverbindung - Generationen am Mikrofon" haben zehn Kinder aus dem "Mauga Nescht" einen Ferienkurs im Radiomachen absolviert - ein generationenübergreifendes Projekt, das von der Landesanstalt für Kommunikation gefördert wird.

Katharina zieht einen Regler langsam herunter, die Musik wird leiser, dann kommt der spannende Moment. Die neunjährige Pia steht ihr zur Seite und passt auf, dass ihre Kollegin alles richtig macht: "Guten Tag, liebe Zuhörer, herzlich willkommen beim Freien Radio für Stuttgart", beginnt sie ihre Moderation mit routinierter Stimme.

Das Ganze ist nur ein Testlauf in einem mobilen Tonstudio. Das haben Diana Müller und Melanie Moll vom Freien Radio für Stuttgart im Nachbarschaftszentrum am Römerkastell installiert, um mit den Ferienkindern aus dem "Mauga Nescht" zu üben. Unter dem Motto "Funkverbindung - Generationen am Mikrofon" dürfen die Kinder nämlich selbst Radio machen, und zwar in Zusammenarbeit mit Senioren der Begegnungsstätte "Altes Waschhaus". Eine eigene Sendung werden sie diesen Freitag live im Radio gestalten, mit Interviews und Live-Moderation.
Doch zuerst einmal mussten sich die zehn "Maugis" mit der Materie vertraut machen. Nicht nur Natascha war neugierig, wie die Technik im Radio funktioniert. Und schließlich wollten auch die Fragen fürs Interview noch erarbeitet werden. "Lebensbiografien und Zukunftsplanung" soll der Inhalt des Dialogs zwischen den Generationen sein.

"Dazu haben wir zuerst einmal Collagen gemacht", erzählt Melanie Moll, die als Sozialpädagogin die Kinder an das Thema heranführt, während Diana Müller den technischen Part übernommen hat. "Wie stellt ihr euch eure Zukunft vor?" oder "Was wollt ihr später einmal werden?" - damit sollten sich die Kinder zunächst in künstlerischer Weise auseinander setzen. Cerrado will mal Fußballer werden, Nico Choreograf und Lenas Berufswunsch ist Tierärztin. Wie die Senioren ihre Lebensträume umgesetzt haben, das wollten sie beim Interview in Erfahrung bringen. Dafür mussten sie sich mit der Technik vertraut machen. Mit Tonband und Mikrofon bewaffnet ging's auf "Geräusche-Rallye".

Damit nicht genug, ein Radiomacher muss viel mehr können. Da sich die zehn kleinen Reporter an ihrem großen Tag in der Begegnungsstätte nicht blamieren wollten, hieß es zuvor auch die Interviewtechnik zu proben. In einer gestellten Situation übten sie den "Ernstfall" - ganz wie im echten Leben, inklusive Verkleidung. Schließlich saß man später ja erwachsenen Menschen gegenüber. "Die Kinder sind voll dabei und wissbegierig", sagt Diana Müller.

Nach dem lnterviewtag am Mittwoch geht es noch ins richtige Studio. Die Nachwuchsreporter müssen dort ihre Aufzeichnungen aufbereiten. Die Beiträge werden geschnitten und "sendetauglich" gemacht, die Live-Moderation muss vorbereitet und ein Sendefahrplan erstellt werden, damit möglichst wenig schief gehen kann. Denn Melanie weiß aus Erfahrung: "Auch denen, die vorher die größte Klappe hatten, bleibt da schnell die Sprache weg." Damit das nicht passiert, wird vorher genau festgelegt, wer wann was sagt. Was am Ende dabei herauskommt, das ist am Freitag, 2. Juni, zwischen 15 und 16 Uhr im Freien Radio für Stuttgart auf der Antennenfrequenz 99,2 MHz oder 102,1 im Kabel zu hören.