Direkt zum Inhalt
Bild
Header Hochdrucklautsprecher vor Bäumen

Ausweg aus der Tristesse

Lift Ausgabe September 2006

Sampler zugunsten des Freien Radios

Durchatmen: Anfing des Jahres sah es noch so aus, als könnte das Freie Radio für Stuttgart (FRS) seinen zehnten Geburtstag gar nicht mehr feiern. Auf Grund von Sendezeitkürzung war es in finanzielle Nöte geraten. Nun erscheint zum Jubiläum aber die CD-Compilation "frei" - eine Leistungsschau des Stuttgarter Undergrounds zwischen Indie, Hardcore, Electronic und HipHop, wie es sie seit vielen Jahren nicht gegeben hat.

"Die Auswahl spiegelt sowohl das aktuelle Musikgeschehen in Stuttgart als auch die Bandbreite des Freien Radios wider", so Marijan Murat von der Redaktion Atonale Strategien, eine von dreien, die das Werk kompiliert hat. Der Erlös kommt dem FRS zugute.

Der Genuss des Samplers lässt neben jeglicher Solidaritärsbekundung Musikinteressierte spitze Ohrchen kriegen: Zeugen die 21 Tracks, viele bislang unveröffentlicht, doch von einer erstaunlichen Qualitätsdichte im Kessel. Alte Gitarrenpop-Hasen wie Loretta finden sich darauf ebenso wie Hardcore-Punk in der brachial-politischen Version von Sidekick und der angepoppten von Monochrome. Während Tieflader mit ihrer Dröhn- Hymne "Stuttgart" die Sparte Metal gekonnt abdecken, präsentieren Mäckes und Kodimey den Stuggi-HipHop der neuen Generation. Rocket Freudental loten die Grenzen des deutschen Diskopunk aus, Longjumpmin jene zwischen Free Jazz und Postrock.

Das weite Feld elektronischer Popmusik beackern so unterschiedliche Künstler wie Jayvee+Piwi, Putte, Subotnik oder Tease. Freuen darf man sich auf ein lange nicht mehr gehörtes Lebenszeichen der Postrocker von Ma Cherie For Painting, und als besondere Zuckerl ist ein Stargast dabei: Die Goldenen Zitronen aus Hamburg, die letzte wirklich politische Band im Lande hat ein Stück ihres aktuellen Albums "Lenin" beigesteuert. Die mussten nicht lange gebeten werden: "In den Freien Radios wird über Musik diskutiert, die nicht überall zu hören ist. Es entsteht eine Kultur, die nicht mehr nur das immergleiche bestätigt. So sieht ein Ausweg aus der Tristesse aus."