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CSD-Aktivist der ersten Stunde

Stuttgarter Zeitung, 06.02.2023

Nachruf 
Stuttgarts queere Community steht unter Schock 
Joachim Stein, ein Kämpfer für Akzeptanz, ist überraschend mit 63 Jahren gestorben.

Von Uwe Bogen

Seit Jahrzehnten ist sein Namen in Stuttgart mit dem Kampf für die Rechte von queeren Menschen verbunden. "Sein Wort hatte großes Gewicht in der Community und darüber hinaus", sagt CSD-Sprecher Detlef Raasch, "er war streitbar, eckte an, tat alles mit Leidenschaft - und das mit einem sehr großen Herzen." Raasch ringt mit den Worten, wenn er über den überraschenden Tod des 63-jährigen Joachim Stein spricht, eines Stuttgarter CSD-Aktivisten der ersten Stunde... Joachim reißt eine Lücke, die wir kaum füllen können", sagt er. Zuletzt hat Stein für ein Regenbogenhaus gekämpft.

Am Sonntag feierte das LSBTTIQ-Zentrum Weissenburgim Heusteigviertel seinen 27. Geburtstag. Dessen Gründungsvater Stein fehlte. Telefonisch war er nicht zu erreichen. Der Vorstand machte sich Sorgen und verständigte die Polizei. Die Beamten fanden ihn leblos in dessen Wohnung.

Auf vielen Gebieten hat sich der Diplomverwaltungswirt, der in einem 850-Seelen Dorf bei Sulz am Neckar mit zwei Brüdern aufgewachsen ist und über Jahrzehnte als Finanzreferent beim Stadtjugendring tätig war, dafür eingesetzt, dass alle Menschen gleich behandelt werden, unabhängig von der Herkunft und der sexuellen Orientierung. Dafür bekam er 2022 die Staufermedaille des Landes. "Früher waren wir Exoten", sagte Stein bei der Präsentation des Buchs "Buntes Stuttgart", dessen Teil er war, "mittlerweile sind wir in der Mitte der Gesellschaft angekommen." Die Liste seiner Ehrenämter ist lang: Mitgründer der Weissenburg, des schwulen DGB-Sommercamps, des Netzwerks LSBTTIQ, des Freien Radios, Vorstandsmitglied der Aids-Hilfe Stuttgart, Mitglied im Gleichstellungsbeirat der Stadt, engagiert für die Gedenkstätte Hotel Silber.

Der frühe Tod eines "Urgesteins der queeren Bewegung von Stuttgart", sagt CSD-Sprecher Detlef Raasch, sollte zum Anlass genommen werden, "dass wir alles dafür tun, damit sein Vermächtnis fortgesetzt wird". Mit ganzer Kraft müsse nun das Regenbogenhaus durchgesetzt werden, fordert er.

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