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Header Hochdrucklautsprecher vor Bäumen

Freies Radio Stuttgart vor Sendebeginn

Stuttgarter Zeitung, September 1996

Für die Kosten des nichtkommerziellen Senders soll ein Förderverein aufkommen

Noch stehen die Sendemischpulte, CD-Spieler und Kassettenrecorder in Kartons verpackt. Bald aber beginnt der Probebetrieb des Freien Radios Stuttgart (FRS). Nach dreijährigen Planungen und Verhandlungen mit der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) hatte das FRS im April 1996 die Sendeerlaubnis erhalten. Es darf künftig auf der Frequenz 97,2 MHz im UKW-Bereich mit einer Stärke von hundert Watt von der Hauptpost am Schloßplatz senden. Der offizielle Starttermin ist voraussichtlich Samstag, der 28. September.

Geplant ist ein neunstündiges Programm von 16 Uhr nachmittags bis ein Uhr morgens. Bis 21 Uhr soll der Hörer vorwiegend mit einem Wortprogramm informiert und unterhalten werden, das die Redaktionen Arbeitswelt, Studium, Jugend, Kultur produzieren; daneben sollen Minderheiten in eigenen Sendungen zu Wort kommen. Nach 21 Uhr werden unterschiedlichste Musikrichtungen vorgestellt, dabei will man aber auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Musik und Wort achten.

Zu hören sein wird das Programm überall dort, wo Sichtkontakt zum Schloßplatz besteht. Schon im Stuttgarter Westen wird der Empfang aber problematisch: Deshalb ist Joachim Stein vom FRS-Vorstand mit der Frequenz auch nicht zufrieden. Reichweite uns Stärke des Senders seien viel zu gering, sagt er und zählt deshalb auf das Einspeisen des Programms ins Kabelnetz, womit zusätzlich 50 000 Hörer erreicht werden können. Die LfK hat dem FRS 40 000 Mark für den Aufbau des Studios zugesichert; sie kommt auch für die Leitungsgebühren der Telekom auf. Die auf jährlich etwa 20 000 Mark geschätzten laufenden Kosten muß aber ein Förderverein aufbringen, der derzeit etwa 120 Mitglieder zählt.

Das FRS ist einer von derzeit acht nichtkommerziellen Radiosendern in Baden-Württemberg; weitere gibt es in Freiburg, Lörrach, Karlsruhe, Freudenstadt, Schwäbisch Hall und Tübingen. Beim FRS kann jeder mitmachen, der seine Interessen und Ideen in den konventionellen Medien nicht genug berücksichtigt findet. Statt nur passiv zu konsumieren, sei es im FRS möglich, das Radio selber in die Hand zu nehmen, heißt es dort. So werde allen die Gelegenheit gegeben, ihre Anliegen, ihre Themen und ihre Musik öffentlich zu machen.

Dieses Angebot nehmen schon einige Dutzend engagierter Radiomacher zwischen 20 und 45 Jahren wahr. Zum aktiven Kern des Radios gehören derzeit etwa 40 Leute, die in verschiedenen Redaktionen arbeiten. Zur Einübung bieten die Gründungsmitglieder Radioworkshops an Wochenenden an, wo sie Interessierten die Grundlagen des Radiojournalismus beibringen wollen.

epd