27.01.2016 17:00 Uhr Humanismus & Aufklärung (eingestellt)
Das beste Buch zur Philosophie des säkularen Humanismus ....
Von Michael Murauer am 8. August 2005 (amazon.de)
... kommt jetzt aus Deutschland - und dies ist schon etwas überraschend, nachdem das Volk der Dichter und Denker niemals in der Lage war, etwa Richard Robinson's "An Atheist's Values" oder die Bücher von Paul Kurtz oder Corliss Lamont auf deutsch herauszubringen. Der Marburger Philosoph Joachim Kahl gibt uns die Summe seines bisherigen (Philosophen-)Lebens, in dem er in schmerzhaften Trennungsprozessen die weltanschaulichen Täuschungen des Christentums und des Marxismus hinter sich gelassen hat. In einer klaren, gut verständlichen Sprache wird unsere Situation in der Welt von einem skeptisch-naturalistischen Standpunkt aus analysiert und der Finger in die Wunde des "faulen Friedens zwischen Religion und Wissenschaft" gelegt. Kahl bleibt jedoch nicht bei der Analyse stehen. Er tritt in eindrucksvoller Weise dafür ein, sich humanistische Verhaltens- und Persönlichkeitsideale zu eigen zu machen. Philosophische Gründlichkeit und persönliches Engagement, reflexiver Anspruch und Lebensnähe, Lehr- und Bekenntnisbuch zugleich - dies ist die Mischung, die für dieses Buch charakteristisch ist. Der Autor muß und will keine Rücksichten mehr nehmen, weder auf akademische Gepflogenheiten noch auf ideologische Weggefährten oder die "political correctness" des Zeitgeists, läßt sich hiervon jedoch nie zur Undifferenziertheit verführen. Philosophisch gehaltvolle Stellen aus der belletristischen Literatur werden eingeflochten und interpretiert und so die Verbindung von Ratio und Gemüt, von Ethik und Ästhetik hergestellt. Es entsteht lebendige Philosophie, intellektuelles Vergnügen und Lebenshilfe gleichermaßen, die es einen besser ertragen läßt, "daß das Leben eher einer Baustelle als einem Kunstwerk gleicht." - Dies ist eines der Bücher, die bleiben würden, wenn die Bibliothek des Rezensenten auf wenige Bände schrumpfen müßte. Kahls Buch ist so gut, daß man ihm sogar eine große Sünde verzeiht: er möchte uns das Glockenläuten als zu vermeidende Geräuschemission abspenstig machen. In Bayern lieben jedoch sogar wir Atheisten in der Mehrzahl unsere Glocken, solange sie nicht gerade zu nachtschlafener Zeit läuten.
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Giordano-Bruno-Stiftung, Regionalgruppe Stuttgart/Mittlerer Neckar