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04.06.2019 09:00 Uhr Morgenlatte – Theoriegewichse vom Feinsten (eingestellt)

Stunde 1
Feindbild Klimaschützerin
Der rechte Hass auf Klimaaktivist*innen zwischen Sexismus, Heimatideologie und Gewissenserleichterung.Vortrag von Ricarda Lang

In den letzten Monaten hat sich in rechten Kreisen, vom
rechtskonservativen Feuilleton bis zu rechtsextremen Gruppen, ein neues
Lieblingsfeindbild etabliert: die Klimaschützerin.

Die Referentin Ricarda Lang war im letzten Jahr massiven
Angriffen von Rechten ausgesetzt, nachdem sie gefordert hatte, dass
Menschen, die durch den Klimawandel ihre Lebensgrundlage verlieren, die
Staatsbürgerschaft in europäischen Staaten bekommen sollen. Und bekannte
Gesichter rund um die Bewegung #FridaysForFuture wie Greta Thunberg oder Luisa Neubauer
werden für individuelle Konsumentscheidungen beleidigt und zu den
Vorreiterinnen einer kosmopolitischen Elite gemacht, die es sich zum
Ziel gesetzt habe, den Bürger*innen unter dem Vorwand des Klimaschutzes
die Freiheit zu nehmen. Dabei ist es kein Zufall, dass die Hetze vor
allem Frauen trifft. Der Vortrag dreht sich um die Frage, wie sich der
Hass auf Klimaschützerinnen im Kontext eines rechten Frauenbilds und
einer völkischen Ideologie von Umweltschutz als Heimatschutz entwickelt.
Außerdem soll er verdeutlichen, inwieweit
das Feindbild Klimaschützerin als Projektion des eigenen Unbehagens mit
der andauernden Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlage
funktioniert, und so der Gewissenserleichterung in einer Gesellschaft
dient, in der der Erhalt dieser Lebensgrundlage oft nur noch an Hand von
Maßstäben des individuellen Konsums verhandelt wird. Darauf aufbauend
wollen wir darüber diskutieren, welches Potenzial sich aus der
Reflektion auf diese Angriffe für eine linke Klimapolitik ergibt, die
beim Klimaschutz über die moralische Bewertung von Einzelentscheidungen
und damit auch die vorgegebenen Regeln des kapitalistischen Systems
hinaus denkt.

Ricarda Lang ist
25 Jahre alt und studiert Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt auf
Rechtsphilosophie und Rechtsgeschichte in Berlin. Außerdem ist sie
Bundessprecherin der Grünen Jugend und arbeitet dabei vor allem zu den
Themen Feminismus, Antifaschismus, Klimaschutz und klimabedingte
Migration und Flucht.

Stunde 2
Koschka Linkerhand: Eine materialistische Kritik des Patriarchats

Die gelebten Realitäten von Frauen und Mädchen

Mit berechtigtem Schrecken stehen Feministinnen vor dem frauenfeindlichen Rechtsruck, der sich in vielen Ländern und in vielen Teilen der Gesellschaft abzeichnet. Offensichtlich ist es nötiger denn je, globale Perspektiven von Frauenunterdrückung und Frauensolidarität ins Auge zu fassen und das Geschlechterverhältnis in engem Zusammenhang mit den Produktionsverhältnissen zu analysieren. Hier kann auf den materialistischen Feminismus zurückgegriffen werden, den Theoretikerinnen seit Simone de Beauvoir erarbeitet haben. Das Patriarchat als ein Herrschaftsverhältnis zwischen Frauen und Männern dient dabei als zentrale Analysekategorie.

Heute ist klar, dass weitere, vielfältige Unterdrückungskategorien in die feministische Analyse einbezogen werden müssen und dass Identitätspolitik nicht nur von Frauen ein notwendiger Teil linker Politik sein muss. Dennoch scheint der queerfeministische Fokus auf Vielfalt, Betroffenheit und den richtigen Sprachgebrauch keine ausreichende politische Strategie mehr zu bieten. Wie kann eine materialistische Patriarchatskritik Ausgangspunkt für eine zeitgemäße feministische Theorie sein, die realpolitisch handlungsfähig macht – gerade vor der utopischen Perspektive, dass Patriarchat und Kapitalismus endlich abgeschafft werden müssen?

Koschka Linkerhand ist Herausgeberin des Sammelbands „Feministisch streiten – Texte zur Vernunft und Leidenschaft unter Frauen“.

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