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25.02.2020 09:00 Uhr Morgenlatte – Theoriegewichse vom Feinsten (eingestellt)

Der Begriff der Klasse ist zurück! Allerdings kehrt die Klasse in der gegenwärtigen Diskussion nicht unvermittelt wieder, vielmehr hat der Klassenbegriff eine Geschichte der Abkehr, der Erweiterung und der Entgrenzung durchlaufen.
Da war zunächst die Abkehr vom Klassenbegriff im Zuge der Herausbildung der Neuen Linken und der Neuen Sozialen Bewegungen nach 1968. Sie führte für Jahrzehnte, so der Vorwurf, in eine Identitätspolitik, in der sich die Linke einer selbstreferentiellen Beschäftigung hingab – bis sie schließlich, wie Eribon in seiner „Rückkehr nach Reims“, vor den Folgen eines unterbrochenen, ja abgerissenen Verhältnisses stand. Vor allem der Kontakt mit demjenigen Teil der Klasse, der sich mittlerweile dem Rechtspopulismus hingibt, scheint verloren gegangen zu sein.
Die Frage ist allerdings, ob die Abkehr nicht einerseits einen affirmativen Arbeits- und einen verengten Klassenbegriff aufgebrochen hat, und ob im Zuge der Abkehr nicht andererseits gesellschaftliche Widersprüche eingebracht wurden, die gerade der Diversität in der Klassenzusammensetzung sowie in den Herrschaftstechniken und den Herrschaftserfahrungen gerecht werden. Es waren vor allem zwei Öffnungen, die den Klassenbegriff regelrecht aufgebrochen haben. Zum einen machten die feministische Intervention und die postkoloniale Theorie die übergreifende Reproduktion innerhalb der Arbeits- und Klassenverhältnisse sowie eigenständige Herrschaftsverhältnisse sichtbar. Zum anderen erfuhr die Klasse aber auch Entgrenzungen durch Konzeptionen der Multitude, durch Körper- und Tierpolitik, durch die kritische Geographie sowie durch die Integration der neuen Technologien in das „Humane“.
Die Rückkehr des Klassenbegriffs ließe sich demnach mit einer Aufarbeitung und Aktualisierung, mit einer Öffnung und Erweiterung und vielleicht sogar mit einer Entgrenzung verbinden. Allerdings scheint diese umfassende Erneuerung bislang nur in eine Unverbundenheit zu führen.
Bei aller Anstrengung um ein „Patchwork der Minderheiten“, „Intersektionalität“ oder eine „Mosaik-Linke“ fehlt die Übereinkunft in einem Universalismus, wie er in einer Politik im Namen der Arbeit und der Arbeiterklasse einst möglich schien.
Die Konferenz zur Klasse ist in die drei Blöcke Erneuerung, Erweiterung und Entgrenzung geteilt. Im ersten Block soll es um Geschichte und Aktualität des Klassenbegriffs gehen, im zweiten um Ansätze, die Klasse von Reproduktionsverhältnissen her begreifen, und im dritten geht es schließlich um die Öffnungen, Supplementierungen und Entgrenzungen des Klassenbegriffs.
I. Panel. Erneuerung: Historie und Aktualität des Klassenbegriffs

Einleitung:
Dr. Falko Schmieder

Vorträge:
Janina Puder
(Projekt Klassenanalyse Jena, PKJ)
Entwicklungen in der Klassentheorie im Überblick

Kim Lucht
(PKJ)
Aktuelle Debatten um Klasse: Thesen aus dem Projekt Klassenanalyse Jena

Mitschnitt einer Tageskonferenz (Oktober 2019) im Zusammenarbeit von Helle Panke und Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung
II. Panel. Erweiterung des Klassenbegriffs: Feminismus, Social Reproduction Theory und die Reproduktionsmaschine

Einleitung:
Dr. Patrick Eiden-Offe

Vorträge:
Friederike Beier
(Politologin FU Berlin, Herausgeberin von Materializing Feminism!)
Anerkennung oder Vereinnahmung? Zur globalen Regierung sozialer Reproduktion

Luise Meier
(Berlin, Autorin von MRX Maschine)
Friktionen in der Reproduktionsmaschine

Mitschnitt einer Tageskonferenz (Oktober 2019) im Zusammenarbeit von Helle Panke und Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung

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