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29.10.2020 18:00 Uhr Inforedaktion: AG Weiße Fabrik

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Tarifeinigung im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen

Die 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen haben also einen neuen Tarifvertrag. Er gilt bis Ende 2022.
Dass die Gewerkschaft verdi auch diese Tarifeinigung, wie auch in allen Jahren zuvor, als Erfolg feiert ist nichts Neues und gehört zum Ritual. Und auch diemal wird schöngerechnet.
Es sei „ein respektabler Abschluss“, ein „maßgeschneidertes Ergebnis“. In der Pflege betrüge die Steigerung 8,7 %.
Um das erzielte Egebnis realistisch zu bewerten, lohnt eine Gegenüberstellung zwischen der, von vielen schon als viel zu niedrig angesehenen, Forderung von verdi und dem tatsächlich Erreichten:

Die prozentuale Forderung:
4,8 % mehr sollten es sein bei einer
Laufzeit von 12 Monaten

<hr>Das Ergebnis:
7 Nullmonate (Sept.20 bis März 21), ab April 2021<hr> dann 1,4 % mehr. Aufs Jahr gerechnet, also von Sept 20
(Ende des letzten Tarifvertrags) bis August 21 (gefor-
derte 12 Monate Laufzeit) bedeutet das eine Lohner-
höhung um ca. 0,6 %.
Von der Forderung 4,8 % mehr wurden als ca 12 %
erreicht.

Die Mindesterhöhungsforderung:
150 € mehr im Monat sollten es für
12 Monate mindestens sein.


Das Ergebnis:
wieder die 7 Nullmonate, ab April 21 dann mindestens
50 € mehr.
Statt also mind. 12 x 150 = 1800 € mehr bis August 21
gibt es nun 5 x 50 =250 € mehr.
Das heißt, dass ca 14 % der Forderung erreicht wurde.

Die Laufzeit des Tarifvertrags:
12 Monate waren gefordert


Das Ergebnis:
28 Monate

Angleichung der Arbeitszeit im Osten:
gefordert ab Sept. 20


Das Ergebnis:
bis zum eigentlich geforderten Ende der Tariflaufzeit
(August 21) keinerlei Angleichung.
Erst Anfang 2022 eine halbe Stunde weniger, gleiche
Arbeitszeit erst ab Anfang 2023

Auszubildene:
100 € mehr im Monat gefordert


Das Ergebnis:
wieder 7 Nullmonate, ab April 21 gibt es 25 € mehr
ab April 22 nochmal 25 € mehr.
Statt der geforderten 12 x 100 = 1200 € (bis August 21)
gibt es bis dahin 125 €.
Das heißt, dass ca 10,5 % der Forderung erreicht wurde.

Für alle also 1,4 % mehr ab April 21 und nochmal 1,8 % mehr ab April 2022.

Verdi aber spricht von 8,7 % Steigerung in der Pflege. Also wird da einiges hinzugerechnet um diese Zahl zu erreichen.

Auch hier lohnt eine Gegenüberstellung:

Die Pflegezulage:
Ab März 21 gibt es 70 €/Monat Zulage
ab März 22 sind es 120 €


Die Länderbeschäftigten bekommen schon lange 120 €
Zulage, die Pflege in den Unikliniken 200 € und bei Helios sind es 300 €.

Die Coronaprämie:
Eine Einmalzahlung noch dieses Jahr:
600 € für die unteren, 400 € für die
mittleren, 300 € für die oberen
Lohngruppen


Zur Erinnerung: Die Altenpflegekräfte erhielten eine
Corona Einmalzahlung von 1500 €.

Weitere Erhöhungen:
Die Jahressonderzahlung wird für die Einkommensgruppen 1 bis 8 ab 2022 um 5 % erhöht.
Die Wechselschichtzulage steigt von 105 €/Monat auf 155 €.

Angesichts dieser Zahlen bleibt als Resümee:
Natürlich besser als Nichts, aber von einer erfolgreichen Tarifrunde kann man wirklich auch nicht sprechen.
Aber: Verdi ist es gelungen in der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg überhaupt eine Lohnerhöhung durchzusetzen.
Eine ehrliche Darstellung des Ergebnisses, eine Diskussion über das Erreichte und das Nicht-Erreichte unter enorm schwierigen Bedingungen würde aber zur Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft und damit auch zu ihrer Stärkung beitragen.
Darüber hinaus sollte auch eine Diskussion darüber geführt werden, ob es ausreicht bei kommenden Tarifauseinandersetzungen erneut vorwiegend auf Events, Spaß und Gewinnspiele zu setzen, womit ja tatsächlich auch viele Kolleg/innen erreicht wurden und die Tarifauseinandersetzung stark und lange in der Öffentlichkeit war, oder ob der Kampf um Verbesserungen nicht auch mit entschlossenen Streiks geführt wird um die Beschäftigten zu ermutigen und um bessere Ergebnisse zu erreichen.

Eine Ausgabe der Sendung Inforedaktion: AG Weiße Fabrik.

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